Deutschengerechtes Wohnen

               oder Die Ereignisse der letzten Novemberwoche: 25.11.-01.12.2012

Fünfundzwanzigster November. Sonntag. Tag 1. Nach dem Lesen dieses Artikels entschließe ich mich, endlich neue Vorhänge zu kaufen, weil erstens pink und zweitens hell. Damit es kein böses und viel zu frühes Erwachen gibt, wenn die Tage bald wieder länger werden. Einmal derart motiviert nutze ich gleich noch diese einmalige Chance, mein Bett loszuwerden, sprich an die Wand zu lehnen, und einen meiner bis dato zahlreichen Futons zu aktivieren. Ziel: die ultimative Bewegungsfreiheit.


vorher-nachher: etwas düster und doch weit weniger angsteinflößend

Sechsundzwanzigster November. Montag. Tag 2. Mit dem Wegfall raufaufteilender Hindernisse einher geht das Verschwinden natürlicher Rückzugsräume für technisches Gerät. Zum einen ist kein Mülleimer mehr vonnöten um meinen Laptop in eine für die Prä-Einschlafphase angenehme Position zu bringen, zum anderen wird mir dieser Umstand erst wirklich bewußt, als ich nachts auf mein Handy trete und den Bildschirm vernichte. Alles in allem dennoch ein schöner Tag, da ich nach langer Zeit wieder drei Freunde von der Sprachschule getroffen habe.

Siebenundzwanzigster November. Dienstag. Tag 3. Ich stelle fest, daß die Ereignisse der letzten Nacht kein Traum waren und mein Handy trotz Neustart zerstört ist. Abends Training und Essen mit meinem Lieblingspräsidenten als besonderem Gast.

Achtundzwanzigster November. Mittwoch. Tag 4. Aufgrund anhaltender Kälte entschließe ich mich, den dritten Tag in Folge, und mit dieser Begründung auch überhaupt, die Universität früh zu verlassen und mir nach Beratschlagung mit Stefan in Harajuku ein neues prepaidfähiges Übergangshandy zu kaufen, da “mein” Softbankladen diese nicht führt. Nach neuzig Minuten, davon zwanzig Wartezeit und siebzig Verkaufsgespräch bin ich wieder kommunikationsfähig und habe jede Lust auf die anschließende Einkaufstour verloren. Bessere Japanischkenntnisse hätten die Sache sicher beschleunigen können, ungleich effektiver allerdings wäre eine Vereinfachung des Papierkriegs und der internen Abläufe bei Softbank. Nach gemeinsamen Abendessen schaffe ich mit meinem Nachbarn das Bett aus meiner Küche.

Neunundzwanzigster November. Donnerstag. Tag 5. Nach erneuter Flucht in die wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek wegen lebensfeindlicher Temperaturen stelle ich nach der Rückkehr an meinen Schreibtisch fest, daß die Lüftung nun tatsächlich und damit zwei Tage vor dem prophezeiten Termin warme Luft ausspuckt. Enthusiastisch werfe ich meinen Mantel von mir, trinke den Tee leer und gehe dennoch früh nach hause. Dort setze ich diesen Artikel auf und gehe schlafen.

Dreißigster November. Freitag. Tag 6. Keine besonderen Ereignisse. Die wohlige Wärme im Büro versetzt nicht nur mich in schnurrende Lethargie.

Erster Dezember. Samstag. Tag 7. Ausgelöst durch Martins Besuch im Training komme ich erst sehr spät ins Bett und beschließe anschließend, den Tag ruhig anzugehen, da der Sonntag zwar Spaß, aber keine für eine ganze Woche ausreichende Erholung verspricht. Nach der früheren Erfahrung, fast eine ganze Woche unter einem in der Badewanne eingeklemmten Nerv leiden zu müssen, mache ich es diesmal besser, wenn auch minimal unbequemer.